Gewaltfreie Kommunikation?
„Na, das brauche ich nicht, denn gewalttätig bin ich sicher nicht!“

Gerade war noch alles in Ordnung. Dann ein Wort, ein Satz und die Beziehung gerät ins Wanken – mit dem Liebsten, dem Kind, mit Freund*innen oder Kolleg*innen. Wir wollten uns doch nur mitteilen und hatten nicht die Absicht unser Gegenüber zu verletzen und sind völlig irritiert, wenn unser Gesprächspartner uns nicht versteht oder sich angegriffen fühlt. Missverständnisse sind oft die Folge. Das Ergebnis ist, dass sich beide Parteien nicht gehört und verstanden fühlen.
Zu verstehen, welche Formulierungen beim Gegenüber „falsch“ ankommen, ist für eine gelingende Kommunikation und Konfliktlösung wichtig.

Die meisten Erwachsenen sind sich gar nicht bewusst, was eine „gewaltvolle Sprache“ z.B. im Umgang mit Kindern ist, warum sie immer wieder in Machtkämpfe geraten und welche Auswirkungen diese auf die persönliche Entwicklung von Kindern hat.

Aus Angst vor möglichen Konflikten trauen sich viele Menschen erst gar nicht ihr Bedürfnis zu kommunizieren und sich authentisch zu zeigen. Was langfristig für innere Unzufriedenheit sorgt. Mit der Methode der Gewaltfreie Kommunikation hast Du einen Leitfaden an der Hand, der es dir leichter macht, sich für dich einzusetzen.

Wertschätzende Kommunikation ist eine Haltung

Viele Menschen verwechseln eine Gewaltfreie Kommunikation damit, dass es nur darum geht „freundlich“ zu sein.
Vielmehr geht es um eine Grundhaltung, bei der ich davon überzeugt bin, dass jeder Mensch (aufgrund seiner Biografie) das Beste gibt, was er geben kann und ich allen Erwachsenen und Kindern auf Augenhöhe begegnen möchte.

„Das schönste Geschenk, das ich von jemandem empfangen kann, ist gesehen,
gehört, verstanden und berührt zu werden.
Das schönste Geschenk, das ich geben kann, ist, den anderen zu sehen, zu hören,

zu verstehen und zu berühren.
Wenn dies geschieht, entsteht Verbindung.“ (Virginia Satir)

Wertschätzende Kommunikation als Selbstreflexion

Bevor ich kommunizieren kann, muss ich erst einmal wissen, was mich bewegt und mir wichtig ist. Die Methode der Wertschätzenden Kommunikation eignet sich wunderbar für die eigene Reflexion. Wenn ich weiß, welches Gefühl eine gewisse Handlung eines anderen bei mir ausgelöst hat, kann ich das dahinter liegende Bedürfnis herausfinden.
Dies hilft mir nicht nur bei der Kommunikation mit anderen, um mich für mich und meine Bedürfnisse einzusetzen und ggf. Grenzen zu setzten, sondern auch Strategien zu finden, mir meine Bedürfnisse selber zu erfüllen.

Ich bin Situationen nicht mehr ausgeliefert, sondern werde handlungsfähig und kann mein Leben nach meinen Wünschen gestalten.

GFK in der Partnerschaft

Viele Mütter sind gestresst und unzufrieden. Fühlen sich oft alleine und ihnen fehlt die Wertschätzung für ihre Leistung. Sie schlucken ihre Gefühle runter, da Glaubenssätze wie: „Ich darf mich nicht beschweren, denn Kinder sind doch das größte Glück“ oder „Andere Mütter haben auch Stress“ sie blockieren. Eigene Bedürfnisse nach Auszeit, Ruhe und Zeit für sich etc. werden hinten angestellt oder sogar ganz ignoriert.
Der Frust darüber kommt irgendwann an einer anderen Stelle raus. (Siehe das unten stehende Beispiel aus dem Alltag) Im schlimmsten Fall kommt es langfristig zu körperlichen Symptomen, bis hin zum Burnout. Die Beziehung leidet, da der Partner schlichtweg nicht versteht, was das Problem ist. Wie auch? Beide Seiten fühlen sich nicht gehört und gesehen.
Eine offene Kommunikation ohne Vorwürfe ist wichtig, um Verständnis zu bekommen und die Verbindung zueinander nicht zu verlieren. Voraussetzung dafür ist es allerdings, dass wir uns selbst bewusst sind, was bei uns los ist.

EINE BEISPIELSITUATION AUS DEM ALLTAG:

Der Mann kommt nach Hause und sagt: „Ich habe keine Socken mehr im Schrank.“
Frau wird sehr ärgerlich und reagiert: „Weißt du eigentlich, was ich heute alles gemacht habe?! Und dann wirfst du mir noch vor, dass du keine saubere Wäsche hast?! Dann wasch doch deine Wäsche selber!“
Mann: „Ich hab dir das gar nicht vorgeworfen und außerdem, meinst du eigentlich, ich habe heute gar nichts gemacht oder was?“
Frau: „Hast du wohl gesagt…“

Und schon entsteht eine Diskussion, in der sich gegenseitig der Ball der Schuldzuweisung hin und her geworfen wird.
Meist bleiben wir in so einer Situation frustriert zurück. Beide fühlen sich nicht verstanden.

Bild Paar

Mit der „4-Schritte-Methode“ kannst du das Gespräch Schritt für Schritt in die richtige Richtung bewegen

1. Schritt  –   BEOBACHTUNG 

Beschreibe, was du siehst, wie durch eine Kamera, oder zitiere, was du gehört hast.
2. Schritt –    GEFÜHL             

Was macht das mit dir? Was fühlst du?       

3. Schritt   –  BEDÜRFNIS 

Was ist dir wichtig? Worum geht es dir?

 4. Schritt –    BITTE             

Worum möchtest du den anderen konkret bitten?

In der „Wertschätzenden Kommunikation“ könnte sich die Antwort auf die Aussage, dass keine Socken mehr im Schrank sind, z. B. so anhören:

1.      Wenn du sagst: „Ich habe keine Socken mehr im Schrank“,
2.      dann macht mich das ärgerlich. Ich bin erschöpft und müde und fühle mich allein

3.     Ich brauche Unterstützung.
4.     Würdest du bitte den Korb mit der Wäsche dort nehmen und eine Maschine
anmachen?

Erfahre, wie eine „Wertschätzende Kommunikation“ deine Beziehung zu dir selbst und anderen verbessern kann!

© 2024 Jeanette Barion